Das Transport- und Logistikunternehmen Kühne und Nagel hat Anfang des Jahres einen Entwurf für ein neues Firmengebäude an der Wilhelm-Kaisen-Brücke vorgestellt. Da das gesamte Firmenpersonal Bremens an einem Standort vereinigt werden soll, wurde über den Abriss des bestehenden Gebäudes beschlossen; es verfügt nicht über genügend Kapazitäten. Der städtebaulich hoch prominente Ort als Eingangsportal in die Altstadt und Solitär an der Brücke hat in Bezug auf die neue Planung große Aufmerksamkeit vonseiten der Stadt Bremen und auch der Architektengemeinschaft erhalten. Da das Unternehmen nicht beabsichtigte, einen Architekturwettbewerb über den Standort abzuhalten, wurde hierüber lange zwischen der Stadt, dem Unternehmen und auch den Architekten Bremens diskutiert. Es könnte ja ein für den Bauherrn unfunktionales Haus entstehen. Am Ende erklärte sich Kühne und Nagel dazu bereit sich von einem Gestaltungsgremium vonseiten der Stadt begleiten zu lassen. Die Planung dafür wurde vom Hamburger Architekturbüro MPP erstellt.
Das Bestandsgebäude steht etwas versetzt zur Brücke, was einen kaum bis gar nicht genutzten öffentlichen Raum zur Folge hatte und die exponierte Lage nicht voll ausnutzt. Der Entwurf dagegen sieht eine direkte Angrenzung vor und arbeitet mit drei verschieden hohen Gebäudeteilen, wobei das vordere Hochhaus als erster Teil fertiggestellt werden soll. Es verfügt über eine Höhe von 39 Meter und 11 Geschossen, was eine Erhöhung von 1. Geschoss und 5 Metern gegenüber dem Bestandsgebäude bedeutet. Die letzten beiden Geschosse werden abgestaffelt. Das bestimmende Material soll ein Weser-Sandstein werden, der auch in der Umgebung häufig verbaut wurde und Bezüge zum Kontext herstellen soll. Die Fassade ist vertikal über Lisenen strukturiert, wobei immer zwei Geschosse zu einem Fassadenabschnitt zusammengesetzt wurden. Die Ausnahme bildet das Erdgeschoss. Insgesamt soll der Neubau 12500 Quadratmeter Nutzfläche beinhalten.
Der Entwurf ist in vielen Teilen positiv aufzunehmen, vor allem dass die bisher städtebaulich unglückliche Situation des öffentlichen Raumes an der Stelle über die Bebauung bis an die Grenze gelöst wird. Die Situation ist einer zusätzlichen Weserbrücke aus dem Jahr 1895 geschuldet. Auch die exponierte Höhe und der kompakte Baukörper stärkt den Ort und die zentrale Stelle als Eingang zur Domsheide. Die Vertikalität der Fassade bestärkt die Wahrnehmung als Hochhaus und wichtigen städtebaulichen Punkt. Einzig die Furcht vor dem Architektenwettbewerb und der mutmaßliche Alleingang des Unternehmens an dieser Stelle ist zu kritisieren. Für eine derartige Lage und einen solchen Bau würden sich bestimmt einige Baumeister Gliedmaßen ausreißen um einen Entwurf zu erstellen oder bestenfalls einen Auftrag zu erhalten. Dennoch scheint das Unternehmen die Besonderheit dieses Bremer Ortes zu begreifen. Der Einzug und die Fertigstellung ist für die Mitte des Jahres 2019 geplant.
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