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BRANDBRIEF : Anlaufpunkt Marina Europahafen – Vom Streichholz zum Benzinkanister

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Hier treffen sich smoothie-trinkende Snobs in den Cafés der Reichen. Der auch gerne als latte-macchiato-Strich bezeichnete Stadtraum weist eine Entmischung der sozialen Schichten auf.
Der unbezahlbare Wohnungsbau der Punkthäuser zwischen Konsul-Smidt-Straße und dem Europahafen verdeutlicht die immer größer werdende Schere zwischen Arm und Reich.
Die Bewohner an diesem Ort sind oft mittleren Alters und fahren alle ihre dicken Volvos. Hier gibt es keine älteren Menschen, keine Jungen Menschen, keine Menschen die kein Geld haben; hier werde ich depressiv. Man sieht irgendwie nur Leute die alle gleich aussehen und ihre scheiss smothies für 15 Mark trinken und eigentlich genervt sind von ihrem eigenen Leben. Ich will doch nicht dass mein Kind in so einer Gegend aufwächst, wo es kein Leben und Tod versteht. Wo die älteren Menschen aus dem Stadtbild verschwinden, wo es keine armen Menschen gibt weil sie sich diesen Stadtteil nicht leisten können. Hoch lebe die Pommesarchitektur.

Aber Punkthäuser scheinen ja in Mode zu sein. Laut unserer tollen Senatsbaudirektoren Iris Reuther sollen diese Punkthäuser ja mehr „Freiräume“ schaffen und gleichzeitig mehr Grünflächen schaffen.
Ein Beispiel der so „tollen“ aufgelockerten Bauweise finden wir aktuell in der Gartenstadt Werdersee.
Hier sollen auf dem Gebiet neben dem Friedhof Huckelriede 35 Prozent der Fläche öffentlicher Raum und 44 Prozent Grünfläche auf privatem und öffentlichem Grund werden. Geplant sind Iris Reuther zufolge Dachbegrünungen, ein naturnahes Regenwassersystem als Vorsorge für Starkregen und verschiedene Grünflächen: ein teilweise begrünter Eingangsboulevard, ein Westpark, ein Deichpark und sogenannte „Grüne Anger“ zwischen den Häusern.
Das klingt ja schön!? Sehr umweltbewusst und sozial.
In einer Debatte über Stadtplanung im Speicher Xl im Frühherbst diesen Jahres stellte Reuther dieses Bauprojekt vor und erntete dafür Kritik.
Über die Frage wer denn dann die vielen öffentlichen Zwischenräume pflegen soll, hatte Sie zuvor wohl nicht nachgedacht und kam ins stottern. Jedoch konnte Sie ihre Mundentgleisungen zügeln und meinte letztendlich das es die Anwohner sein werden die sich um die öffentlichen Räume kümmern werden. Diese Antwort sorgte für Furore. Zudem kam die Frage ob Bremen überhaupt an dieser Stelle noch mehr Grünflächen braucht, schließlich ist Bremen eine der grünsten Städte Deutschlands.
Ähnliche Bauweisen sollen ja auch im nördlichen Teil der Überseestadt verwirklicht werden. Jedoch als sozialer Wohnungsbau, wo sich dann die Asis um die Freiräume kümmern sollen.
Vielleicht erfreuen sich dann ja die Junkies und Penner, da sie sich dann in den neu geschaffenen Freiräumen verwirklichen können.
Ich frage mich was aus der klassischen Blockrandbebauung geworden ist. Wahrscheinlich entspricht diese seit Jahrhunderten bewährte Städtebaustruktur mit ihren charmanten Bremer Reihenhäuser nicht die Erwartungen moderner Stadtbau-Philosophie. Zudem gibt es eine klare Trennung der privaten und öffentlichen Räume. Das kann ja nur schlecht sein. Außerdem sorgen dicht bebaute Reihenhäuser ja auch für Urbanität. Wer braucht schon Urbanität in Städten?

von Anonym