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DAS VIERTEL VERKOMMT?

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„DAS IST JETZT AUSNAHMSWEISE MAL WIRKLICH WICHTIG:

Schon fast 3 Generationen von Bremern kennen es nicht anders… tagsüber im Litfass beim Kaffee dem Treiben auf der Straße zuschauen, abends zur Happy Hour in die Capri Bar oder ins Rumbumpers, anschließend zum Konzert ins Lagerhaus, weiter in die Eule und vielleicht auch noch nen Schnaps im Eisen…..Doch das Viertel wie wir es kennen, ist kein in Stein gemeißeltes, subkultuerelles Grundrecht.. Das Viertel erstickt an seiner Attraktivität. Die WG’s ziehen notgedrungen weg und die schönen altbremer Häuser werden zu einem schicken, grundsanierten Spekulationsobjekt mit Wertsteigerungsgarantie…Der Zeitgeist hat sich verändert. Die Menschen, die hier leben wollen, haben sich verändert…..Eine neue Generation von Nachbarn ist nicht mehr am Dialog interessiert – sie führen (man muss es wirklich so nennen) einen Vernichtungskrieg. Sie beklagen sich nicht über einzelne Aspekte des Ladens in ihrer Nachbarschaft, welche ihrer Meinung nach verändert werden müssten. Nein, sie wollen, dass der Laden an und für sich verschwindet!….Haltet Augen und Ohren offen und bezieht Stellung, wenn ein Laden akut von der Schließung bedroht ist.Informiert Eure Freunde und wenn Ihr mögt, dann teilt dieses kleine Pamphlet.PS: Ich schreibe vom Viertel, weil ich ein „Kind“ dieses Stadtteils bin. Aber diese Entwicklung findet in ähnlicher Dynamik genauso in anderen Stadtteilen wie z.B. der Neustadt statt…“

Dieser Post bei Facebook vom „Eisen“ war der Beginn ein Welle von Initiativen und Veranstaltungen zum Thema der Gentrifizierung. Kneipen- und Barbesitzer fürchteten einen schleichenden Tod des Stadtteils „Viertel“ in Bremen durch bereits fällige Einschränkungen des Betriebes und Anwohner, denen es zu laut ist und den Klageweg beschritten. Es wurde mobil gemacht für „Bremen lebt“ und die Veranstaltung dazu „Das Viertel lebt“.

Hier ein Beitrag von Jan Böhmermann zur Initiative

Ein groß Aufgebot an Bands in verschiedensten Locations lud jeden ein, das Viertel neu zu entdecken, da „Wann“ und „Wo“ die Bands spielten, geheim blieb.

Den Abend könnte man aus Sicht der Veranstalter als vollen Erfolg verbuchen! Ab ca 21 Uhr hatten sich bereits so viele Menschen eingefunden, dass es für Straßenbahnen und Autos nicht mehr weiterging. Ein Viertel-Abend wie er im Buche steht, könnte man sagen. Keine Autos, viele Menschen auf der Straße, Bälle wurden rausgeholt, das Wetter spielte mit, die Polizei hielt sich zurück, und alle waren glücklich.

Doch was ist geblieben? Das Ganze fand im Vorlauf der Wahlen in Bremen statt. Gefühlt war jede Partei mit einem kleinen Stand vertreten. Es wurde sich ereifert, das Viertel zu einem Kulturschutzgebiet zu erklären und jeder wollte daran teilhaben. Wählerfang oder ernstgemeintes Interesse? Es ist ruhig geworden. Ernüchterung macht sich breit.

09.07.15

Nach einer weiteren Verhandlungsrunde mit Gastronomen aus dem Viertel und der Neustadt sowie Vertretern aus Politik und Verwaltung scheint es erste Ansätze zu geben. „Die Gespräche liefen außerordentlich konstruktiv.“ Themen waren die Anzahl an Konzerten, der Müll und Glasbruch sowie das nutzen der Vorgärten als öffentliche Toilette.

Ansätze sehen weitere Müllcontainer, sowie ein zeitweises Glasflaschenverbot ähnlich wie in der Waffenverbotszone rund um den Hauptbahnhof vor. Eine andere diskutierte Möglichkeit seien Sammelkästen für Glasflaschen vor den Bars. Gegen das unsachgemäße Benutzen der Vorgärten soll das Konzept der „netten Toilette“ greifen. Was soviel heißt wie, dass die Gastronomen ihre Toiletten öffentlich zur Verfügung stellen, ohne dass sich Nutzer etwas kaufen müssen. Ein genannter Richtwert für zu Konzerte ist einmal im Monat Wobei dies keine Fußball Übertragungen oder andere Veranstaltungen beinhalte.

Senator Lohse: „Eins muss betont werden: Die Gastronomen sind bei Müll, Glasbruch und Urinieren in Vorgärten nicht das Problem. Sie können viel mehr Teil der Lösung sein.“

Na da sieht das Viertel doch gleich ganz anders aus ; )