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STADTDIALOG : HINDERNISSE ÜBERWINDEN

Leitbild der 70er begraben unter Feinstaub

Stadtdialog diskutiert neue Verkehrskonzepte für die Bremer Innenstadt

Die autogerechte Stadt hat ausgedient – in diesem Punkt herrscht heute weitgehend Einigkeit unter Stadtplanern und Architekten. Deshalb wird überall in Deutschland überlegt, wie den Innenstädten wieder mehr Leben eingeflößt werden kann. Der Raum, der dem privaten PKW Verkehr einst so großzügig zur Verfügung gestellt wurde, soll zurückerobert werden.

In Bremen fand dazu am Montag, dem 3. April, im Speicher XI der 75. Bremer Stadtdialog statt. Unter dem Motto „Hindernisse überwinden – Zielsetzungen für die Verkehrsentwicklung in der Bremer Innenstadt“ trafen sich Vertreter aus Bauwesen, Politik und Wirtschaft, um mögliche Alternativen zu diskutieren und Auswegen aus der aktuellen Situation aufzuzeigen.

Zu Beginn wurde die Straßenbahnführung durch die Obernstraße und eine mögliche durch die Martinistraße verglichen und dabei schon mal aufgezeigt, worauf beim Planen von Infrastruktur und öffentlichen Räumen grundsätzlich zu achten ist.

Danach gab Tim von Winning, Bau-Bürgermeister in Ulm, aus seiner Stadt konkrete Beispiele, wie Straßen umgestaltet werden können, um mehr Lebensqualität für Bewohner und funktionierende Alternativen zum PKW zu schaffen. Dabei sollte häufiger auf eine klare Trennung von Straßenraum verzichtet werden, um letztendlich allen Verkehrsteilnehmern mehr Platz zu gewähren. Er betonte außerdem, dass Nutzungsmischung in urbanen Räumen eine wichtige Grundlage für einen langfristig funktionierenden Stadtraum ist und verlangt von guter Architektur, dass sie sich zum öffentlichen Raum ausrichte.

Der dritte Kurzvortrag kam vom BDA und hat sich der Parksituation in der Bremer Innenstadt angenommen, welche sich laut dem BDA als guter Ansatzpunkt zur Veränderung in Bremen eignet. Im vorgestellten Entwurf sollten dabei, außer dem Parkhaus Pressehaus und dem Parkhaus bei Radio Bremen, alle Parkhäuser der Innenstadt geschlossen werden. Um die fehlenden Stellplätze auszugleichen, sollten nach Groninger Vorbild in den Wallanlagen unterirdische Spiral-Parkhäuser gebaut werden. Diese sollten nicht nur moderner gestaltet werden, sondern auch zahlreiche Fahrradstellplätze und Ladestationen für E-Mobilität bereitstellen. Der Abriss des Fly-Overs an der AOK-Kreuzung war im BDA-Entwurf ebenfalls vorgesehen.

In der anschließenden offenen Diskussionsrunde wurde außerdem gefordert, die Innenstadt besser an benachbarte Stadtteile anzubinden sowie einen kostenlosen ÖPNV zur Verfügung zu stellen, um eine attraktive Alternative zum PKW zu bieten.Kritik gab es auch an der Bremer Landesregierung bzgl. der geringen Anzahl der beim Bund gestellten Anträge. Damit verspiele Bremen die Chance, wichtige Infrastrukturprojekte vom Bund (mit-)finanzieren zu lassen, lautete der Vorwurf.

Fest steht auf jeden Fall: Es müssen neue Mobilitätskonzepte her, und dabei wird der private PKW-Verkehr Platz und Status einbüßen müssen. Einerseits um der stetig steigenden Zahl an Radfahren ohnehin gerecht zu werden, andererseits um bewusst Anreize zu schaffen Gewohnheiten zu ändern. Auch wenn es keine konkreten Zahlen dazu gibt:Dass Lärm, Staus und Feinstaub das Leben und die Gesundheit von Stadtbewohnern beeinträchtigen, ist bewiesen. Das zu schweigen von den Problemen,die durch den Autoverkehr auf globaler Ebene entstanden sind.

 

von Bengt Heine