Einblick in den Start eines neuen Lebens am Beispiel des ÜWH Walle
Das Thema Flüchtlinge ist momentan allgegenwärtig, überwiegend wird allerdings nur davon berichtet was außerhalb unseres Landes geschieht. Was sich allerdings direkt vor unsere Haustür abspielt, findet nur wenig Beachtung. Dieser Report soll deshalb einen kleinen Einblick in die Situation eines bremischen Übergangswohnheimes in Walle verschaffen.
Bremen wird in diesem Jahr 1 Prozent der Flüchtlinge, die in Deutschland ankommen aufnehmen. Das wird mindestens eine Anzahl von 6000 Einwanderern sein. Der Prozentsatz eines jeden Bundeslandes setzt sich aus der Größe und der Wirtschaftskraft zusammen.
Im Jahre 2014 kamen 22 Prozent aller Flüchtlinge aus Syrien, danach folgt mit großem Abstand Serbien mit 17 Prozent und Eritrea mit 13 Prozent. Nach der Flucht aus ihrem Heimatland werden diese zunächst in der ‚Zentralen Aufnahmestelle fur Asylbewerber‘ (ZAST) untergebracht. Von dort aus werden als erstes die Asylanträge gestellt. Nach einer gesetzlich vorgeschriebenen Zeit von vier bis zwölf Wochen in dieser Unterkunft, werden sie an die Übergangswohnheime in Bremen verteilt. Dort durften sie nicht länger als drei Monate wohnen, ‚was auf Grund von verschiedenen Faktoren nicht grundsätzlich eingehalten werden kann‘ sagt Milton Bona, stellvertretender Heimleiter des Übergangswohnheimes in Walle.
Das Übergangswohnheim und die Bedeutsamkeit der Integrität
Das von der Inneren Mission betreute Wohnheim besteht aus zusammengesetzten Containern, die Wohnraum fur zwei bis vier oder alternativ auch sechs Flüchtlingen bietet. Momentan ist das Wohnheim mit 120 verfügbaren Plätzen vollkommen belegt. Zeitnah soll jedoch dieses Containerdorf auf der angrenzenden, brachliegenden Grunfläche um wenige Containerelemente erweitert werden, erwähnt Bona. Essensgeld wird je nach Stand des Asylantrages vom Amt fur Soziales oder vom Jobcenter ausgezahlt. Zudem bietet das Containerdorf einen Bereich für Lerngruppen und einen für Kinder, in dem Vormittags Aufsichtspersonen eingesetzt werden. Auf Fragen zur Integration dieser Flüchtlinge in unsere Gesellschaft erwähnt Bona, dass das Übergangswohnheim regelmäßig viele Anfragen von ehrenamtlichen Helfer bekommt. ‚Diese Woche zum Beispiel waren bisher zwei Frauen mit Gitarren da, die gemeinschaftlich mit den Bewohnern Lieder gesungen haben‘ , sagt Bona. Andere Aktionen wie Fußballspielen mit den jugendlichen Flüchtlingen, oder Bastelangebote seien sehr wichtig, erzählt Bona, da nur so ein erster Kontakt mit der deutschen Kultur aufgebaut werden kann und die Fluchtlinge dadurch ihre Angst verlieren, sodass der Weg zur Integrität geebnet werden kann.
Das Übergangswohnheim in Walle hat neben den zahlreichen ehrenamtlichen Helfern drei festangestellte Mitarbeiter und einen Wachmann, die die Organisation des Heimes übernehmen, aber auch wichtige Ansprechpartner fur die Fluchtlinge sind. Der neue Übergangswohnraum der Fluchtlinge ist sehr praktisch ausgestattet. Er bietet ein oder alternativ zwei Schlafzimmer, ein Bad und eine Kuchenzeile. Zum Einzug eines jeden Fluchtlings wird ihm eine neuwertige Matratze und notwendige Küchengegenstände von der inneren Mission geschenkt, sodass sie diese in ihre spätere Wohnung mitnehmen können.
Aspekte zur Suche nach einer passenden Wohnung
Um eine geeignete Wohnung fur die Fluchtlinge zu finden, werden zunächst einmal Gespräche mit den Fluchtlingen selber gefuhrt um dabei auf spezielle Wunsche eingehen zu können. Dies geschieht oft in Zusammenarbeit mit einer Kontaktperson der AWO. Es wird bei der gemeinsamen Wohnungssuche unter anderem sehr viel Wert darauf gelegt, die Flüchtlinge in naher Umgebung von Bezugspersonen ziehen zu lassen oder den Schulwechsel von Kindern zu vermeiden.
Und was bedeutet das nun?
Trotz des positiven Eindrucks den das Containerdorf in Walle vermittelt, ist aus architektonischer Sicht kritisch anzumerken, dass ein Containerdorf zwar relativ kostengünstig und in kurzer Zeit errichtet werden kann, dafür jedoch viele Einbußen an Dingen gemacht wurden, die einem Ort Aufenthaltsqualität geben und ihn dadurch wohnlich machen.
Container sind Orte an denen Dinge aufbewahrt werden und keine Menschen.
Trost bietet, dass dieser Wohnraum nur temporär ist. Zudem sind viele Flüchtlinge zunächst einmal dankbar überhaupt einen Ort zum Verweilen zu haben. Die Architekten ‚Feldschnieders + Kister‘ haben mit ihrem Entwurf eine Art Dorf geschaffen, in dem jede Wohngemeinschaft seinen eigenen privaten Bereich hat. Das ermöglicht den Bewohnern die Selbstbestimmung über ihren Wohnbereich.
Abschließend kann ich sagen, dass trotz einiger negativen Aspekte der positive Eindruck des Containerdorfes überwiegt. Bei meinem Besuch konnte ich feststellen, dass auch die Bewohner selber diese Meinung teilen.
Bilder und Text von Lena Janssen